Regionale Lebensmittel – Boost durch Corona

Rund die Hälfte der Österreicher/innen meint, dass die Corona-Pandemie ihr Einkaufsverhalten bei Lebensmitteln verändert hat. Regionale Lebensmittel sind stärker in den Fokus gerückt. Aber was sind aus Konsument/innensicht überhaupt regionale Lebensmittel? Bei welchen Produkten wird besonders darauf Wert gelegt? Wo werden diese eingekauft? Diesen und anderen Fragen haben wir uns in einer bevölkerungsrepräsentativen Studie gewidmet.

Die Begriffe „Regionalität“ bzw. „regionale Lebensmittel“ sind nicht eindeutig definiert. Das wird klar, wenn wir Personen um eine Beschreibung dieser Begriffe bitten. Spontan gefragt bedeutet regional für die einen „aus der unmittelbaren Region / Wohnumgebung“, die anderen aber definieren ganz Österreich als „Region“ und infolgedessen auch österreichische Produkte per se als „regional“. Kaum weniger divergent wird es, wenn wir Personen fragen, welche geografischen Maßstäbe sie bei regionalen Lebensmitteln anlegen und dabei Antwortmöglichkeiten vorgeben. Demnach definieren 38% der Österreicher/innen regionale Lebensmittel als Lebensmittel, die in ihrer Wohnumgebung / ihrem Bezirk angebaut werden. 28% weiten den Begriff etwas aus und sehen im eigenen Bundesland produzierte Lebensmittel als regional an. Für immerhin 31% sind Lebensmittel aber auch dann noch regional, wenn sie aus Österreich (ohne weitere Einschränkung) stammen. Ältere Personen definieren Regionalität bedeutend enger, also näher am Wohnort, als jüngere Personen.

Wie eng oder weit der Begriff Regionalität auch definiert sein mag, er ist fest im Kopf vieler Konsument/innen verankert. Eigenen Angaben nach hat Regionalität beim Lebensmittelkauf für 80% der Österreicher/innen eine große Bedeutung, für 48% sogar eine sehr große. Zusammen mit Frische und Geschmack gehört die Herkunft der Produkte zu den wichtigsten Faktoren beim Lebensmittelkauf. Wenngleich erwiesener Maßen nicht jeder Kaufakt vor der Prämisse „regional geht vor“ getroffen wird, so zeigt das Ergebnis doch, dass Regionalität für viele ein wichtiges Kaufkriterium ist und bei zahlreichen Kaufentscheidungen zumindest berücksichtigt wird. Für Frauen und Personen ab 30 Jahren ist regionale Herkunft wichtiger als für Männer und jüngere Konsument/innen.

Bei welchen Produkten wird nun besonders auf Regionalität geachtet? Jeweils mehr als 70% achten beim Kauf von Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst sowie Eiern auf regionale Erzeugung. Mehr als 60% tun dies bei Käse und Milchprodukten, mehr als 50% bei Brot und Backwaren. Bei Getränken (egal ob alkoholisch oder nicht) ist nur mehr knapp 20% regionaler Bezug besonders wichtig. Bei Mehl, Teigwaren, Reis oder Öl sind es noch weniger. Erkenntnis: Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel ist bei vielen auf bestimmte Produktbereiche fokussiert. Legt man beispielsweise bei Obst, Gemüse und Fleisch Wert auf Regionalität, bedeutet das nicht automatisch, dass man im selben Maße auch bei Brot und Getränken darauf achtet.

Beim Verkauf von regionalen Produkten matcht sich der Lebensmitteleinzelhandel mit Bauernläden-/märkten und Direktvermarktern. Die Supermärkte und Diskonter räumen regionalen Produkten zusehends mehr Platz ein, gleichzeitig professionalisieren sich die Direktvermarkter immer mehr. Die bevorzugte Einkaufsquelle für regionale Lebensmittel ist der Supermarkt. Das sagen 51% der Österreicher/innen. 33% nutzen zu diesem Zweck gerne Diskonter. Für den Einkauf im Lebensmitteleinzelhandel spricht für viele wohl die Möglichkeit, regionale und herkömmliche Produkte in einem Geschäft zu erwerben. 40% nutzen für den Erwerb regionaler Lebensmittel am liebsten Bauernmärkte, 34% Direktvermarkter, 27% Wochenmärkte. Überschneidungen sind hier natürlich vorhanden. Unterschiede zeigen sich wiederum nach soziodemografischen Gesichtspunkten. Frauen und Personen ab 30 Jahren neigen eher zum Kauf direkt beim Erzeuger und auf Märkten.

Wie sehr haben Covid-19 und die Auswirkungen der Pandemie Einfluss auf das Verhalten der Konsument/innen? Darüber wird viel diskutiert. Was wir wissen: Der Selbsteinschätzung nach hat sich bei fast der Hälfte der Österreicher/innen das Einkaufsverhalten in Bezug auf Lebensmittel verändert. 26% geben an, dass ihnen gesunde Ernährung wichtiger geworden ist. 25% kaufen jetzt mehr regionale Produkte. 17% achten verstärkt auf Saisonalität. Fast ebenso viele auf Nachhaltigkeit und Biozertifizierung. Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel hat durch Corona also zugenommen. Damit verstärkt die Krise einen Trend, der vorher schon vorhanden war. Herkunft, Produktionsbedingungen, ökologischer Fußabdruck sind Themen, die die Lebensmittelindustrie auch in der Zeit nach Corona begleiten werden.

Download der Charts als pdf

Erhebungscharakteristik
Stichprobe:n=1014 Personen, repräsentativ für die österr. Bevölkerung ab 15 Jahre
Methodik:Quotenverfahren, persönliche Interviews (face-to-face CAPI)
Umfrage:MTU 52-3479
Feldzeit:September 2020
Die maximale Fehlerspanne bei 1000 Befragten beträgt +/- 3,16%

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